Abomodell 30/90/365

Im letzten KEYnote-Magazin haben wir die verschiedenen Möglichkeiten betrachtet, wie Abomodelle mit CodeMeter License Central und den Internet Extensions realisiert werden können. Je nach Anforderungen und vorhandenen Drittsystemen stehen unterschiedliche Implementierungsoptionen zur Verfügung.

Für die meisten Anwendungsfälle wird eine der folgenden Optionen gewählt:

  • Das ERP-, CRM- oder E-Commerce-System verwaltet das Abonnement. Die Lizenz wird bis zur nächsten Zahlung plus einer Kulanzspanne (Grace Period) erstellt. Mit der nächsten Zahlung wird die Lizenz automatisch verlängert.
  • Das Abonnement wird in CodeMeter License Central als Checkpoint-Lizenz realisiert. Diese wird für einen konfigurierbaren zeitlich befristeten Zeitraum erstellt und erneuert sich selbstständig. Mit der Kündigung erlischt die automatische Verlängerung.
  • Das Abonnement wird für 365 Tage ab Aktivierung durch ein Ticket freigeschaltet. Durch ein weiteres Ticket kann das Abonnement um weitere 365 Tage verlängert werden.

Speziell das 365-Tage-Modell erfreut sich einer immer größeren Beliebtheit. Deshalb wollen wir dies zum Anlass nehmen, um die Stärken und Vorteile aufzuzeigen, mögliche Grenzen zu beleuchten und die technische Realisierung im Detail vorzustellen.

Voraussetzungen

Wie auch die Checkpoint-Lizenz ist das 365-Tage-Modell in den CodeMeter License Central Internet Extensions implementiert. Hier wird die Version 21.11 benötigt. Das Feature steht sowohl im License Portal als auch im Web-Depot sowie den Gateways zur Verfügung.

Für die CodeMeter License Central selbst ist die Version 4.01b oder höher empfohlen.

Warum 365 Tage?

Die Implementierung ist nicht auf 365 Tage festgelegt. Genau genommen können Sie jede beliebige Anzahl an Tagen konfigurieren.

Konfiguration des Artikels

Um dieses Modell zu nutzen, legen Sie einen Artikel in CodeMeter License Central an. Sie definieren die erlaubten CmContainer-Typen. Für dieses Abomodell wird in der Regel kein Lizenztransfertypenschema eingetragen. Product Code und weitere  Lizenzeigenschaften können Sie frei wählen. Besonders zu beachten ist, dass nur ein Lizenzeintrag bzw. Product Code verwendet wird. Wichtig sind die beiden folgenden Einstellungen:

  1. Die Aktion für den Product Code wird auf „Hinzufügen“ gesetzt.
  2. Sie setzen ein Verfallsdatum mit den folgenden Optionen:
    - Operation: „Setzen“
    - Wert: Hier wird die Anzahl der Tage codiert
    - Wertänderung zulassen: „Bei Aktivierung“
    - Anzeigename: Definieren Sie einen Wert, der mit „subscription“ beginnt

Die Codierung der Tage erfolgt als Differenz zur „CodeMeter-Nullzeit“. Gebräuchliche Werte sind:

30 Tage 2000Jan30,00:00:00
90 Tage 2000Mar30,00:00:00
365 Tage 2000Dec31,00:00:00

Mehrere Artikel für ein Abonnement

Ein beliebter Anwendungsfall ist das Anbieten von verschiedenen Laufzeiten für ein Abonnement. Nehmen wir als Beispiel 30 Tage, 90 Tage oder 365 Tage. Hat der Kunde bereits ein Abonnement, dann sollen die gekauften Tage dazu addiert werden, unabhängig davon, mit welchem Artikel das bestehende Abonnement zustande kam. Falls Sie mehrere Produkte anbieten, sollen sich die Zeiten nur beim gleichen Produkt addieren, aber nicht bei unterschiedlichen. Daher wird eine Nomenklatur benötigt, wie verschiedene Artikel einem Produkt zugewiesen werden.

Hier besitzt der Anzeigename aus der Artikelkonfiguration eine exponierte Stellung. Alle Artikel, die zu einem Produkt gehören, erhalten den gleichen Anzeigenamen. Daran erkennen License Portal, WebDepot und Gateways, ob das Datum dazu addiert werden soll oder ob eine separate Lizenz aktiviert wird.

Kein Backfill notwendig

Abonnements zu unterbrechen ist ein legitimer und üblicher Anwendungsfall. Im Gegensatz zu einem Wartungsvertrag, der in der Regel lückenlos und rückwirkend bis zum Kaufdatum abgeschlossen werden muss, ist ein Abonnement vergleichbar mit einem Mietvertrag auf Zeit. Der Kunde zahlt nur für die vereinbarte Zeit und muss keine Lücken zwischen zwei Abonnements des gleichen Produktes auffüllen.

Dieser Tatsache wird dadurch Rechnung getragen, dass alte, abgelaufene Abonnements aus dem CmContainer gelöscht werden, wenn ein neues Abonnement des gleichen Produktes aktiviert wird. Das neue Abonnement läuft wieder ab Aktivierungsdatum.

Einmal aktiviert – kein Zurück

Eine interessante Aufgabenstellung ist die Verlängerung eines Abonnements. Diese erfolgt in der Regel vor dem Ablauf. Daher wird die neue Laufzeit zur verbleibenden Restlaufzeit addiert.

Technisch wird zu diesem Zeitraum ein neues Abonnement erzeugt und das alte Abonnement aus dem CmContainer gelöscht. Nach diesem Verschmelzen von Restlaufzeit und neuer Laufzeit ist eine Aufteilung nicht mehr möglich. Dies ist ein übliches Vorgehen, welches zum Beispiel von Microsoft, Sony und Adobe so vorgelebt wird.

Umzug des Abonnements in einen anderen CmContainer

Durch das Verschmelzen der Laufzeiten ist der Umzug in einen anderen CmContainer problemlos möglich. Der Anwender benötigt dazu lediglich das Ticket der letzten Aktivierung. Mit diesem kann er das Abonnement vom ursprünglichen CmContainer zurückgeben und in einen neuen CmContainer übertragen.

Limitierungen

Bei Abonnements hat es sich im Markt durchgesetzt, dass diese einen festen und meist vollumfänglichen Funktionsumfang enthalten. Die ursprüngliche Idee, unterschiedliche Pakete anzubieten und diese innerhalb der Laufzeit ändern zu können, hat sich als zu komplex erwiesen. Diese Modelle sind fast vollständig vom Markt verschwunden. Falls Funktionen separat verkauft werden sollen, dann werden diese heute meist in separat laufenden Abonnements verwaltet.

Eine zweite in der Praxis akzeptierte Einschränkung ist die Tatsache, dass ein weiteres Abonnement für das gleiche Produkt nicht in den gleichen CmContainer übertragen werden kann.

Die dritte und letzte Einschränkung in diesem Modell ist die Festlegung des Abonnements auf eine feste Benutzeranzahl. In der Regel wird dieses Modell für Einzellizenzen verwendet, weshalb diese Einschränkung in der Praxis nur selten relevant ist.

Prinzipiell kann man alle Einschränkungen wie folgt zusammenfassen: Im Abomodell 30/90/365 besitzt eine Lizenz einen festen Funktionsumfang, bei welchen sich über flexible Wege das Ablaufdatum erweitern lässt.

Wiederverkäufer

Ein wichtiger Aspekt bei der Verwaltung von Abonnements ist die Integration des Verkaufskanals von Wiederverkäufern. Ein Verkauf über einen Partner, der dann das lukrative Folgegeschäft bei den Verlängerungen komplett an Sie als Hersteller abgeben soll, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Bei diesem Modell können Sie beliebig viele Tickets für beliebig viele Abonnements und Verlängerungen ausstellen. Diese Tickets können über alle verfügbaren Kanäle verkauft werden. Erst bei der Aktivierung wird entschieden, ob der Anwender bereits ein Abonnement zum Verlängern besitzt oder ob ein neues Abonnement gestartet wird.

Ein Kunden- und Gebietsschutz kann individuell implementiert werden, wenn dies von Ihnen gewünscht wird. Die einfachste Option ist das Anlegen von zusätzlichen Artikeln mit angepassten Anzeigenamen. Bei gleichem Anzeigenamen sind die Lizenzen kompatibel, bei anderem Anzeigenamen inkompatibel.

License Portal

Für den Anwender steht neben dem WebDepot und einem von Ihnen implementierten Software-Aktivierungsassistenten auch das License Portal zur Verfügung. Hier kann er sich anmelden und seine Lizenzen bzw. seine Abonnements verwalten. In diesem Fall ist es nicht erforderlich, dass sich der Anwender die Tickets merkt, da er über Benutzername und Passwort den Zugriff darauf erhält.

Zusammenfassung

Das Abomodell 30/90/365 eignet sich hervorragend für den Verkauf von Abonnements mit einem festen Funktionsumfang. Dabei können Wiederverkäufer problemlos einbezogen werden. Auch unterschiedliche Laufzeiten sind in diesem Fall möglich. Das Verschmelzen zweier Tickets erfolgt bei der ersten Aktivierung des zweiten Tickets.

Das Modell eignet sich ebenfalls für die Auslieferung von Demo- und Testversionen, falls eine dynamische Verlängerung zu einem späteren Zeitpunkt gewünscht wird.

 

KEYnote 42 – Herbstausgabe 2021

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